Tag 41: Glücks-Kärtchen
Auf meinem heutigen Glückskärtchen befindet sich die Aufgabe ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte zu verfassen, in dem die Worte "Herz, Waffel, Sonne, Zärtlich" vorkommen.

Martina war nervös. Sie saß in der Straßenbahn, den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt, sah nach draußen und ging in Gedanken immer wieder das bevorstehende Treffen durch. Ihr zweites Treffen mit IHM. Das erste hatte er organisiert, jetzt war sie dran.
Die Voraussetzungen für das Treffen waren perfekt: Sommer, Sonne, Sonnenschein. Der blaue Himmel strahlte mit ihrer Vorfreude um die Wette. Die Menschen um sie herum trugen kurze Kleider, Röcke, Shorts, Tops und T-Shirts. Sommer gehörte zu ihren Lieblingsjahreszeiten.
Aber neben diesen Super-Voraussetzungen war sie einfach furchtbar nervös. Eigentlich konnte nichts schief gehen... aber wenn nun doch etwas schief ging?
Noch drei Haltestellen.
In Gedanken sah sie sein umwerfendes Lächeln vor sich. Das war es wert diese Hölle von Ungewissheit und Aufregung zu durchschreiten. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
"Nächster Halt: ..." - Ihre Haltestelle. Sie sah auf die Uhr. Sie war etwas spät dran- sehr viel Zeit, um die Existenz des ersten Programmpunktes ihres Planes zu prüfen blieb nicht. Die Sonne blendete sie, als sie aus der Bahn an die frische Luft trat. Kurze Orientierung... irgendwie hatte das alles auf Google-Maps viel übersichtlicher ausgesehen. Wo verdammt noch mal war denn jetzt diese Straße, in die sie nachher mussten? ... Gefunden. Und musste sie jetzt nach rechts oder nach links? Vielleicht hätte sie doch mehr Zeit vorher einplanen sollen. Gerade wartete sie an der Ampel, um die eine Richtung ab zu checken, als ihr jemand von hinten die Augen zu hielt. "Hallo.", vernahm sie seine tolle tiefe Stimme. Sie hörte diese Stimme jederzeit liebend gern, aber jetzt versetzte sie ihr einen Adrenalinschock. Sie hatten sich doch erst in 15 Minuten verabredet...! Nun, dann musste sie eben darauf vertrauen, dass alles klappen würde.
Lächelnd drehte sie sich um: "Hi." Kurze Umarmung zur Begrüßung. "Also...verrätst du mir, wo es hin geht?", lächelte er sie an. Sie grinste schief zurück. "Lass dich überraschen. Wir müssen es nur noch finden..."
Die nächste halbe Stunde irrten sie herum, auf der Suche nach einem Durchgang zum Kanal um an dessen Ufer den Bootsverleih zu finden.
Als sie ihn endlich gefunden hatten, fehlten dort leider die Boote. Stattdessen hing da ein Schild: "Wegen Renovierungsarbeiten einer in der Nähe gelegenen Brücke leider geschlossen." Martina fühlte sich, als würde sie gerade in ein Loch stürzen. "Das kann doch nicht wahr sein!", flüsterte sie bestürzt, "Es tut mir so LEID!" Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen: Ihr zweites Treffen und sie hatte es vermasselt. Bestimmt wollte er mit so einer verpeilten Person nichts zu tun haben. Wahrscheinlich würde er sich nie wieder mit ihr treffen wollen...
Sie spürte, wie sich eine Hand freundschaftlich auf ihre Schulter legte und sie kurz drückte. "Hey, alles halb so wild. Das konntest du doch nicht wissen." Sie atmete tief durch. Er schien sie zumindest nicht zu hassen. Jetzt kam es darauf an, das Treffen noch zu retten, falls das möglich war. "Danke.", meinte sie betreten, "Wirklich, hätte ich das gewusst..." "Schon in Ordnung." Sie lächelten sich verlegen zu. Ihr Blick fiel auf die Picknicktasche in ihrer Hand. Noch war nichts verloren.
"Ich kenne da einen hübschen Park in der Nähe...", fiel ihr ein. "Dann lass uns doch dahin gehen.", willigte er sofort ein.
Im Park ließen sie sich auf einer Bank nieder. Auf dem Weg hierher hatten sie sich bereits gut unterhalten, wie auch während der Suche nach dem Bootsverleih.
Martinas Herz klopfte ziemlich schnell als sie den Entschluss fasste: Jetzt oder nie. Sie nahm ihr Tuch ab und wickelte es mit der knappen, rhetorischen Frage "Darf ich?" einmal um seinen Kopf, so dass er nichts mehr sah. "Wir spielen jetzt eine Art Rätsel.", erklärte sie. Das ganze hatte sie zu Hause gründlich überdacht. Auf dem Boot wäre es vielleicht romantischer gewesen, aber hier ging es durchaus auch. Der Ort bedingt schließlich keine Gefühle. "Ich werde dir jetzt eine Botschaft übermitteln auf eine etwas ungewöhnliche Art.", warnte sie weiter vor. "Okay.", erwiderte er ruhig, "Ich bin gespannt und bereit." Als erstes drückte sie ihm eine Salzstange in die Hand. "Guten Appetit." Verwundert aß er die Salzstange. Als nächstes packte sie die mühevoll selbst gebackenen Waffeln aus und teilte ein Herz davon ab und gab es ihm. "Schmeckt gut.", lobte er, "Was ist das?" Sie kicherte und gab ihm noch eine. "Ein Kuchen?" "Nicht ganz." "Ein Keks?" "Nein... Wird oft auf Schulfesten verkauft." "Crepes??" "Nein!!" Sie lachten. "Eine Waffel?", riet er schließlich richtig. "Exakt.", lobte sie. "Letzter Teil des Rätsels.", erklärte sie ihm und dann umarmte sie ihn zärtlich. Überrumpelt und verwunderte erwiderte er die Umarmung. "Wow... Darf ich meine Augenbinde wieder abnehmen?" "Ja. Errätst du die Botschaft?" "Salzstange, Waffel, Umarmung?" "Naja... was ist daran die Botschaft?" "Du weißt, dass ich im Interpretieren in Deutsch miserabel bin?" "Ja. Deswegen üben wir das ja gerade." Er überlegte eine Weile. "Ich komme nicht drauf. Gibst du mir einen Tipp?" "Stelle es dir bildlich vor."
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Salzstange Waffel ER |
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I <3 ER

Schließlich legte sie mit der Salzstange und dem Herz das Bildchen.


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Jetzt seid ihr mit Interpretieren dran: was möchte ich mit dieser Geschichte sagen? ;)
Also als erstes Mal: Manchmal lohnt es sich, auch als Mädchen den ersten Schritt zu machen. Als zweites: Wenn ein Treffen verkorkst anfängt, versucht es zu retten, noch ist nichts zu spät!
Und zum dritten:
Ich hoffe euch gefällt die Geschichte. Ich mag kreative Liebeserklärungen. Oder Heiratsanträge... ich bin mir nicht sicher ob ich darüber schon einen Beitrag verfasst habe. Dank dem Internet bekommen wir ja diverse tolle Heiratsanträge per Video mit. Ich werde mal eine Sammlung meiner Favorites zusammen stellen ;)

Alles Liebe,

Missy Alegria